Eine vom des Automobilzulieferer und Technologieunternehmen Continental verfasste Studie, die die wichtigsten Trends der Logistikbranche aufzeichnen soll, kommt zu dem Schluss, dass sich der Logistiksektor in Deutschland vor allem um die mangelnde Digitalisierung des Landes im Allgemeinen und der Branche im Besonderen sorgt. Warum das so ist und zu welchen weiteren Schlüssen die Studie noch gekommen ist, hat Fleet Speak hier für dich zusammengefasst.
Umfassende Studie über die wichtigsten Trends in der Automobilbranche
Continental hat nach 2016 im Rahmen der Studie „Der vernetzte Truck“ zum zweiten Mal deutsche Vertreter der Logistikbranche zu den wichtigsten Trends und Entwicklungen im Logistiksektor befragt. Dafür wurden unter anderem deutsche Transportunternehmen, Logisitikdienstleister und Spediteure zu Themen wie Umweltschutz, Digitalisierung, neuen Fahrzeugtechnologien und autonomes Fahren befragt.
Das wichtigste Ergebnis der Studie ist sicherlich, dass sich die deutschen Logistiker große Sorgen darum machen, bei der Digitalisierung im weltweiten Vergleich den Anschluss zu verlieren. Darüber hinaus bleiben Kostendruck, Fahrermangel und immer mehr Anbieter auf dem europäischen Logistikmarkt die größten Sorgen der deutschen Branche.
Die immer weiter fortschreitenden Innovationen bei der Fahrzeugtechnologien werden zwar mit Begeisterung begrüßt. Allerdings bleiben die meisten deutschen Logistiker dem autonome Fahren gegenüber aber weiterhin skeptisch. Wie in allen anderen Bereichen der Wirtschaft ist auch in der Logistikbranche der Umweltschutz in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Faktoren für den Unternehmenserfolg geworden.
Für die Studie, die das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft im Auftrag von Continental durchführte, wurden zwischen Februar und Mai 2020 die obersten Führungsebenen von 45 ausgewählten Unternehmen aus der deutschen Logistik- und Transportbranche befragt. Der Studienumfang musste auf Grund der Coronapandemie reduziert werden. Allerdings können die Ergebnisse laut Continental trotzdem als tendenzweisend betrachtet werden.
Das größte Problemfeld: Die Digitalisierung
Bei einem Punkt waren sich fast alle Befragten einig: Die anhaltende Digitalisierung unserer Gesellschaft hat auch die Logistikbranche nachhaltig verändert. Allerdings hat sich seit der letzten Befragung im Jahr 2016 die damals noch vorherrschende Positivität in Negativität verwandelt: Nur noch ein kleiner Teil der Befragten sieht in der fortschreitenden Digitalisierung eine Chance.
Die Mehrheit der Studien-Teilnehmer gibt allerdings an, sich große Sorgen darum zu machen, bei der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. Das liegt vor alle auch daran, dass die digitale Infrastruktur in Deutschland weit hinter den Ansprüchen und Bedürfnissen der Wirtschaft zurückliegt.
Gilles Mabire, Leiter des Geschäftsbereichs Commercial Vehicles and Services (CVS) bei Continental, äußerte sich dazu folgendermaßen: „Die Transportbranche befindet sich inmitten eines großen Transformationsprozesses. Die Akteure beobachten, dass sich die Digitalisierung in den letzten Jahren weiter beschleunigt hat, und sehen nun Handlungsbedarf, um auch zukünftig gut aufgestellt zu sein.“
Anhaltende Skepsis gegenüber Automatisierung
Die befragten Vertreter der Logistikbranche zeigen sich durch die Bank begeistert vom technischen Fortschritt der letzten Jahre – hier wurden deutlich bessere Noten vergeben als noch bei der letzten Umfrage in 2016. Besonders Software und Hardwarelösungen für das Optimieren des Zusammenspiels zwischen Fahrern, Disponenten und Spediteuren erhielt eine positive Resonanz. Auch die fortschreitende Konnektivität wird vor allem für das Management von größeren Fahrzeugflotten immer wichtiger.
„Nutzfahrzeuge sind heute die am stärksten vernetzten Fahrzeuge überhaupt. Logistiker suchen nach Lösungen, um die neuen Technologien bestmöglich für sich zu nutzen. Die Unternehmen schätzen den Effizienzgewinn und dieser unmittelbare Nutzen überwiegt im Vergleich zur entfernten Vision vom autonomen Fahren.“, so Maibre.
Denn automatisiertes Fahren bzw. genauer gesagt eine Automatisierung des Transport- und Logistikgewerbes trifft in der Branche weiterhin auf viel Ablehnung. Denn nur ein kleiner Anteil der Befragten sieht in der Automatisierung der Prozesse eine Chance für die Branche. Das liege vor allem daran, dass es weiterhin keine Praxis-Pilotprojekte gibt, die den Nutzen einer solchen Technologie unter Beweis stellen würden.
Solange autonomes Fahren nicht mehr ist als ein abstraktes Konzept für die Zukunft, werde sich auch an der Einstellungen der Logistikbranche gegenüber der neuen Technologie nichts ändern, glaubt Mabire:„Erst, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen klarer werden und sich in ersten Projekten in abgeschlossenen Bereichen wie Hafenterminals oder in der Hub-to-Hub Logistik zeigt, dass die Automatisierung den Unternehmen einen ganz konkreten Vorteil bringt, wird das automatisierte Fahren Unterstützer gewinnen.“
Neue Anbieter verschärfen Wettbewerb am Markt
In einem Bereich hat sich im Vergleich zu 2016 nicht viel verändert: Kostendruck und der Mangel an qualifiziereten Fahrern sind laut den Befragten weiterhin die größten Herausforderungen in der Branche. Kein Wunder, schließlich hat sich der Fahrermangel seit 2016 noch weiter verschärft. Die Befragten gehen darüber hinaus nicht davon aus, dass sich an diesem Zustand bald etwas ändern wird.
Denn ca. 50% der Befragten geben an, dass die immer neuen Anbieter, die den Markt überschwemmen und vor allem aus dem osteuropäischen Ausland stammen, sowohl den Kostendruck als auch das Problem des Fahrermangels weiter verschlimmern werden. Um Konkurrenz aus dem Schiff- oder Schienenverkehr machen sich die deutschen Spediteure dahingegen so gut wie keine Sorgen.
Mabire erklärt, warum das so ist: „Große Verlader und Onlinehändler, die zuvor selbst Kunden der Transportunternehmen waren, bauen sich nun eine eigene Logistikinfrastruktur auf. Dadurch gehen den Logistikern nicht nur Bestandskunden verloren, sondern neue Player betreten den Markt.“
Umweltschutz wird auch für Logistikbranche immer wichtiger
Wie in allen anderen Bereichen der Wirtschaft, so wird auch für die Logistikbranche das Thema Umweltschutz immer wichtiger. Im Vergleich mit den Ergebnissen der Studie von 2016 hat das Thema Umweltschutz übereinstimmend bei allen Befragten am meisten an Bedeutung gewonnen. Zukünftig dürfte dies zu einem der entscheidenden Erfolgsfaktoren für die deutsche Logistikbranche werden.
Dazu Mabire: „Durch die globale Diskussion um Klimaveränderungen ist das Thema auch in der Logistik-Branche nicht mehr wegzudenken. Das Ergebnis reflektiert zudem die ganz konkreten Maßnahmen der Politik wie etwa die EU-Gesetzgebung zur Reduktion der CO2-Emissionen beim Schwerlastverkehr, die sich auf die Branche auswirken.“
Allerdings bleiben in diesem Bereich laut Continental wichtige Fragen unbeantwortet. So zum Beispiel, wie stark die Politik das Thema Umweltschutz für den Logistiksektor zukünftig regulieren werde. Darüber hinaus sei auch noch nicht abzusehen, wie weit die Unternehmen jetzt schon dazu bereit sind, kostspielige Investitionen für ein umweltfreundlicheres Geschäftsmodell zu tätigen.
Falls die Investitionsbereitschaft für mehr Nachhaltigkeit in der Logistikbranche nicht kurzfristig ansteigt, dann sieht Continental die Politik in der Pflicht, durch geeignete Gegenmaßnahmen und Investitionsanreize gegenzusteuern. Nur so könne man schließlich die bereits beschlossenen Klimaziele zukünftig auch erreichen.
Was denkt du über die Ergebnisse der neuen Continental-Studie? Sind Digitalisierung und Umweltschutz auch in deinem Unternehmen die wichtigsten Trends? Fleet Speak will deine Meinung wissen. Wir freuen uns über deine Antwort in den Kommentaren!