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Das neue Mobilitätspaket der EU – endlich bessere Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer?

Das neue Mobilitätspaket der EU – endlich bessere Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer?

Dass die Speditionsbranche in Europa eine der Branchen mit den schlimmsten Arbeitsbedingungen überhaupt ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Lohndumping, Ausbeutung der Fahrer, Druck auf die Fahrer, vorgeschriebene Gesetze nicht einzuhalten und zu wenig Zeit Zuhause sind nur ein paar der Probleme, unter denen die Branche leidet.

Und diese Zustände haben bereits jetzt ernste Konsequenzen. Nicht nur kommt es auf Grund von überarbeiteten und gestressten LKW Fahrern weiterhin zu tödlichen Unfällen im Straßenverkehr. Die aktuellen Arbeitsbedingungen haben auch dazu geführt, dass immer weniger Menschen überhaupt den Beruf des LKW Fahrers ergreifen wollen. Und genau deshalb will die EU mit ihrem neuen Mobilitätspaket jetzt auch grundlegend die Arbeitsbedingungen für LKW Fahrer verbessern.

Katastrophale Arbeitsbedingungen

Wenn es darum geht, welche Branche in der EU die schlechtesten Arbeitsbedingungen hat, dann ist die Speditionsbranche auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Schließlich belegen unzählige Untersuchungen, wie mental und physisch ungesund die meisten LKW Fahrer sind. Und das mit gutem Grund.

Denn erstens werden die LKW-Fahrer viel zu schlecht bezahlt. Viele Unternehmen arbeiten immer mit der billigsten Lösung, egal ob die jeweilige Spedition dann aus dem Ausland kommt oder nicht. Das erhöht natürlich auch den Druck auf die deutschen Speditionen, die ihren Fahrern dann noch weniger Geld zahlen als ohnehin schon.

Die LKW-Fahrer bekommen aber nicht nur wenig Geld, sondern sollen gleichzeitig auch noch viel arbeiten. Endlose Stunden hinter dem Steuer sind keine Seltenheit. Und oft verlangen Speditionen und Kunden von den Fahrern auch, über das gesetzliche Limit hinauszugehen. Das zehrt nicht nur an der Gesundheit der Fahrer, sondern ist auch für alle anderen Straßenverkehrsteilnehmer extrem gefährlich. Außerdem sehen die Fahrer oft für Wochen oder sogar Monate die eigene Familie höchstens beim Video-Call.

Als wären die vielen Arbeitsstunden nicht schon schlimm genug, wird den Fahrern im Anschluss oft auch keine Möglichkeit geboten, sich effektiv zu erholen. Nur die wenigsten Firmen bezahlen für die vorgeschriebenen Ruhephasen eine Unterkunft. In der Regel wird von den Fahrern erwartet, dass Sie in Ihren LKWs schlafen und leben. Aber egal, wie modern der eigene Laster ist: Auf Dauer im eigenen Fahrzeug zu leben ist weder für den Körper noch für die Psyche gesund.

Die Folgen der schlechten Arbeitsbedingungen

Die unmittelbare Folge der katastrophalen Arbeitsbedingungen sind massive gesundheitliche Schäden der LKW Fahrer. Diese drücken sich sowohl physisch als auch psychisch aus. Viele Fahrer sind depressiv oder leiden sogar unter PTBS. Rücken und Gelenkproblemen sind in der Branche ebenfalls weit verbreitet. Das führt zu einem deutlich kürzeren Arbeitsleben und einer verminderten Leistungsfähigkeit.

Die Auswirkungen dessen sind auch eine Gefahr für den Straßenverkehr. Das gilt sowohl für die langfristigen als auch die kurzfristigen negativen Folgen, wie z.B. Übermüdung.  Denn nach wie vor ist die Unfallursache Nr.1 bei LKW-Unfällen menschliches Versagen. Der oft schlechte gesundheitliche Zustand der Fahrer ist also für jeden Straßenverkehrsteilenehmer ein Risiko.

Außerdem haben diese schlechten Arbeitsbedingungen auch dazu geführt, dass die Speditionen immer wenige geeignete Fahrer finden. Vor allem junge und bzw. oder weibliche Kandidaten machen einen großen Bogen um die Branche. Das hat dazu geführt, dass die Firmen schon jetzt nicht mehr alle offenen Stellen besetzt bekommen. Verschlimmert sich dieser Zustand weiter, droht ein Zusammenbrechen unseres Versorgungssystems.

Das neue EU Mobilitätspaket – endlich Besserung?

Die vielen Probleme der LKW Branche sind natürlich auch der Politik nicht unbekannt. Deshalb hat sich das EU Parlament jetzt auf ein Mobilitätspaket geeignet, das endlich Besserung bringen soll. In erster Linie ging es dabei vor allem darum, dass Firmen aus dem osteuropäischen Ausland nicht weiter Profite damit machen, die eigenen Fahrer maximal auszubeuten. Denn das führt nicht nur zu den schon angesprochene Problemen, sondern erhöht auch den Druck auf die LKW-Branche anderer Länder.  Schließlich können die billig Firmen immer den Marktpreis unterbieten, da die eigenen Personalkosten nur so gering sind.

Da der neue Mobilitätspaket natürlich ganz unterschiedliche Konsequenzen für die unterschiedlichen Länder bedeutet, hat es darum jede Menge Diskussionen im EU-Parlament gegeben. Es dauerte mehrere Jahre, bis das neue Paket endlich verabschiedet werden konnte. Der deutsche SPD Politiker Ismael Ertug, der entscheidend an der Verabschiedung beteiligt war, äußerte sich dazu folgendermaßen:

“Ich denke wir haben in den vergangenen zehn Jahren immer deutlicher gesehen, dass der grenzüberschreitende Straßengütertransport zu einer großen Grauzone geführt hat, zu einem System, das auf Sozialdumping, Ausbeutung der Fahrer und Niedrigpreisen beruht. Das nun verabschiedete Mobilitätspaket ist ein großer Schritt zu wirklichen Verbesserungen oder Korrekturen dieser Situation.”

So sieht das Mobilitätspaket im Detail aus

Im Detail kommt das neue Mobilitätspaket mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog, der die Arbeitsbedingungen der LKW Branche entscheidend verbessern soll. So zum Beispiel dadurch, dass Speditionen ihre Fahrer in Zukunft nicht mehr für Monate ohne Pause durch ganz Europa schicken dürfen. Besonders Fahrer aus Osteuropa waren davon bisher betroffen. Das ändert sich jetzt.

Denn mit dem neuen Paket müssen die Fahrer nach spätestens 8 Wochen wieder nach Hause fahren. Außerdem muss den Fahrern allen 4 Wochen die Möglichkeit gegeben werden, wieder nach Hause zu fahren. Außerdem müssen die Laster in Zukunft auch einen klaren Bezug zum Land der Niederlassung haben. Damit soll der Verwendung von Scheinfirmen vorgebeugt werden.

Eine weitere Neuerung ist auch für deutsche LKW Fahrer wirklich hervorragend. Und zwar dürfen die min. 48 Stunden Ruhezeit am Wochenende in Zukunft nicht mehr in der Fahrerkabine verbracht werden. Die Speditionen müssen für Ihre Fahrer jetzt Unterkünfte zur Verfügung stellen. Bzw. für diese bezahlen. Wir bei Fleetspeak erhoffen uns vor allem von diesem Punkt einen deutlichen positiven Effekt für die ganze Branche.

Auch sollen die Kontrollen zur Einhaltung der neuen Gesetze weiter verschärft werden. Dafür müssen ab 2025 alle schweren Laster in der EU mit den digitalen Tachographen der zweiten Generation ausgestattet sein. Und ab 2026 werden auch alle Kleintransporter bis 3.5 Tonnen mit den Tachographen versehen.

Das neue EU-Mobilitätspaket gilt als die wichtigste Reform des europäischen Straßengüterverkehrs in der jüngeren Vergangenheit. Wir hoffen, dass die neuen Vorschriften von den Mitgliedsländern auch möglichst schnell umgesetzt werden. Denn die Arbeitsbedingungen in der Brache müssen sich endlich ändern. Was denkst du: Wird das EU-Mobilitätspaket wirklich etwas an der Situation der Fahrer ändern? Lass es uns in den Kommentaren wissen.

 

 

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