Home » Erdbeben bei Nikola: Chef tritt zurück und Aktie rauscht in den Keller

Share This Post

Uncategorised

Erdbeben bei Nikola: Chef tritt zurück und Aktie rauscht in den Keller

Erdbeben bei Nikola: Chef tritt zurück und Aktie rauscht in den Keller

Nikola war der neue große Stern am Himmel der LKW-Hersteller. Mit Brennzellen und Batterieantrieb wollte das US-Unternehmen den Laster-Markt für immer umkrempeln. Die Prototypen und Produktideen wurden von möglichen Kunden und Investoren begeistert aufgenommen. Zwischenzeitlich war Nikola sogar wertvoller als Fiat. Aber jetzt wirft ein neuer Bericht dem Unternehmen vor, dass dieser Erfolg zum Großteil auf Betrug beruht.

Da Nikola diese Vorwürfe jetzt schon seit mehr als einer Woche nicht entkräften kann, wird der Druck auf das Unternehmen immer größer. Der Aktienkurs befindet sich in Talfahrt und bis jetzt scheint es nicht so, als gebe es für Nikola einen Ausweg aus der Krise. Das hat jetzt offenbar auch personelle Konsequenzen: Trevor Milton, Chef des US-Unternehmens, tritt mit sofortiger Wirkung zurück.

Das zweite Tesla

Gegründet wurde Nikola 2005 mit dem Ziel, umweltfreundliche Laster und Pick-Ups zu bauen. Diese sollten mit einer Wasserstoff-Brennzelle oder Batterie betrieben werden. In den letzten Jahren hat sich Nikola dabei zu einem der Pioniere der Szene entwickelt Die Firma galt neben Toyota als einer der wichtigsten Entwickler der Wasserstoffbrennzelle. Unter anderem auch, weil das Unternehmen angab, die Kosten für Wasserstoff um bis zu 81% senken zu können.

Entsprechend positiv wurde das Unternehmen auch bewertet: Experten gaben den Aktien des Unternehmens einen Gesamtwert von 10 Milliarden Dollar. Für kurze Zeit war Nikola dadurch sogar wertvoller als Fiat. Entsprechend heiß erseht waren natürlich auch die ersten Prototypen. Dieser kam vor zwei Jahren mit dem Nikola One. Der Nachfolger davon sollte 2023 der Nikola Two werden, ein komplett mit Wasserstoffbrennzelle angetriebener LKW.

Die gesamte Presse- und Fachwelt war davon überzeugt, dass der Nikola One LKW noch 2021 auf dem US-Markt eingeführt werden sollte. Das übte unter anderem so einen großen Druck auf Tesla aus, dass das Unternehmen von Elon Musk vermutlich deshalb die Serienproduktion des eigenen E-LKW nach vorne verschoben hat.

Vor zwei Wochen gelang Nikola dann der ultimative Coup: Der einst größte Autohersteller der Welt, General Motors, will mit Nikola zusammen einen Pick-Up bauen: Den Nikola Badger. Dafür ging GM mit Nikola nicht nur eine strategische Partnerschaft ein, sondern investierte auch kräftig in das Unternehmen. GM kaufte immerhin für viel Geld ganze 11% der Unternehmensanteile. Das alles, wohlgemerkt, obwohl Nikola bis heute noch kein einziges Fahrzeug verkauft hat.

Erste Zweifel: Die GM Kooperation

Es schien tatsächlich so, als sei die Kooperation mit GM der finale Ritterschlag für Nikola gewesen. Der Börsenkurs kletterte daraufhin um bis zu 40% in die Höhe. Allerdings kamen den Börsenexperten laut Insidern schon kurz nachdem Details des Deals bekannt geworden waren die ersten Zweifel.

Denn laut Unterlagen sollte GM nicht nur die Autos für Nikola produziert, sondern auch die Brennstoffzellen und die Batterien liefern. Da Nikola als ein Pionier auf diesem Feld gilt, stellte sich natürlich die Frage, warum GM das tun sollte. Schließlich waren Börsenexperten ja gerade davon ausgegangen, dass GM sich bei Nikola wegen dessen technologischen Fortschritt eingekauft hatte.

Der Hindenburg Report

Auch wenn die Zusammenarbeit von GM und Nikola also in der Öffentlichkeit noch gefeiert wurde, kamen den Experten schon die ersten Zweifel. Und nur zwei Tage, nachdem die Milliardenschwere Zusammenarbeit beschlossen wurde, folgte dann der große Schock: Der Hindenburg Report wurde veröffentlicht.

Der Hindenburg Report stammt von dem Short-Seller Hindenburg Research. Das ist eine Investmentgroup, die damit Geld verdient, wenn Aktien einer bestimmten Firma an Wert verlieren. So zum Beispiel die Aktie von Nikola. Auch wenn der Bericht also auf keinen Fall als objektiv bewertet werden kann, wirft er doch viele Fragen auf, die Nikola bisher nicht beantworten konnte.

Im Kern geht es in dem Bericht darum, dass Nikola über keinerlei funktionstüchtige Prototypen geschweige denn Brennstoffzellen verfügt. Vorgeführte Modelle sollen zur Irreführung von Kunden und Investoren gedient haben. Der Hindenburg Report will das mit mehreren Anschuldigungen untermauern.

Besonders brisant ist dabei der Vorwurf, dass der Prototyp des Nikola One nie wirklich fahrbereit war. Ein Video, das den LKW bei Fahrt mit voller Geschwindigkeit zeigt, soll ebenfalls eine Täuschung sein: Anscheinend kann der Nikola nicht selbst fahren und wurde deshalb einfach im Leerlauf einen Hügel hinuntergerollt.

Die Brennstoffzellen LKWs sollen überhaupt nicht funktionstüchtig sein und bei Vorstellungen deshalb mit Kabeln mit Storm versorgt worden sein. Auch dass Nikola angeblich 81% billigeren Wasserstoff produziert, stimmt nicht. Bisher konnte Nikola keine dieser Anschuldigungen eindeutig entkräften. Ganz im Gegenteil: Das Unternehmen hat bereits eingeräumt, niemals behauptet zu haben, dass der LKW in dem Video auch tatsächlich selber fährt.

Trevor Milton tritt zurück

Seit der Veröffentlichung des Hindenburg Reports und vor allem, seit Nikola die Anschuldigungen nicht wirklich entkräften kann, befindet sich der Aktienkurs des Unternehmens in Talfahrt. Und das hat jetzt Konsequenzen: Trevor Milton tritt jetzt von seinem Amt als Executive Chairman zurück. Defacto hat Nikola damit gleichzeitig den Aufsichtsratsvorsitzenden und Unternehmensleiter verloren.

Den Rücktritt teilte Nikola in einer Mitteilung mit. In dieser dankte das Unternehmen dem Chef unter anderem für seine Dienste. Davon abgesehen wolle man weiter an allen vormals gesetzten Zielen festhalten. In der Pressemitteilung werden weder die Talfahrt der Aktie noch die Vorwürfe von Hindenburg Research erwähnt.

Ist Nikola tatsächlich ein Betrugsfall?

Es scheint also so, als habe Nikola tatsächlich Kunden und Investoren im großen Stil getäuscht. Allerdings gibt es bei den Anschuldigungen von Hindenburg auch einige Ungereimtheiten. Vor allem scheint es ziemlich eindeutig, dass GM in keiner Weise getäuscht wurde. Die Sprecherin des Unternehmens bestätigte gegenüber den Medien bereits, dass Nikola vor der Zusammenarbeit gründlich überprüft worden sei und dass GM auch weiterhin mit Nikola zusammenarbeiten will.

Das Unternehmen wusste also, in was es bei Nikola investierte. Und auch die zwei anderen großen Nikola-Kooperationen, Bosch und Iveco, wollen weiterhin mit Nikola zusammenarbeiten. Diese Kooperationen und das Fortbestehen des GM-Investment erscheinen unwahrscheinlich, falls es sich bei Nikola tatsächlich nur um einen Betrug handeln sollte. Und da Hindenburg Research ja von einem Kursverfall der Nikola Aktie tatsächlich profitiert, erscheint es nicht ganz so eindeutig, ob hier tatsächlich Betrug vorliegt.

Was denkst du? Ist Nikola tatsächlich nur ein Kartenhaus, das jetzt in sich zusammengefallen ist? Oder hat Hindenburg Research nur versucht, Nikola in den Dreck zu ziehen und daraus ein Geschäft zu machen? Lass es und in den Kommentaren wissen.

Betrug bei Nikola? Chef tritt nach Anschuldigungen zurück

 

 

 

Share This Post

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>