Der deutsche Logistiker hat jetzt offiziell mit der CO2 neutralen Belieferung seiner Kunden in der Berliner Innenstadt begonnen. Ab sofort werden die meisten Bezirke im Inneren Berlins nur noch von elektrischen Fahrzeugen und Bikes befahren. Dadurch will Hermes pro Jahr mehr als 200 Tonnen an Emissionen einsparen.
Wenn das Projekt in der Hauptstadt gelingt, dann soll das nachhaltige Geschäftsmodell auch auf die Städte Mainz, Dresden, Leipzig und Erfurt ausgebaut werden. Als größtes Hindernis sieht der Konzern die Erschließung von Innenstadtflächen für Micro Hubs. Hier fordert Hermes stärkere Unterstützung von Politik und Kommunen.
Emissionsfreie Lieferungen für Berlin
Mehr als 300.000 Einwohner der deutschen Hauptstadt werden ihre Post und Päckchen von Hermes zukünftig Emissionsfrei erhalten. In den Bezirken Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Tiergarten, Mitte und im Regierungsviertel werden zukünftig E-Trucks und E-Bikes eingesetzt, um eine CO2-freie Lieferkette zu ermöglichen. Mehr als 2,5 Millionen Lieferungen pro Jahr sollen so abgas- und lärmreduziert ausgeliefert werden.
Die E-Trucks und E-Laster werden die Lieferungen von 79 verschiedenen Paket Shops innerhalb Berlins aus vornehmen. Da diese Paket Shops auch ein Teil der neuen Initiative „Green Delivery Berlin“ sind, wird auch der Verteilerverkehr, der die Waren in die Paket Shops bringt, absolut CO2 neutral agieren. Hermes geht davon aus, mit dem neuen Projekt mehr als 220 Tonnen an Emissionen pro Jahr einsparen zu können. Gelingt das Projekt in Berlin, soll dieses Modell auch in weiteren deutschen Städten, wie z.B. Leipzig, Dresden, Erfurt und Mainz eingeführt werden.
Durchdachtes System für CO2-neutrale Lieferungen auf 40 Quadratkilometern
Das „Green Delivery Berlin“ umfasst zum Start ein Gebiet von einer Gesamtgröße von 40 Quadratkilometern. Dabei werden die Bezirke Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Tiergarten, Mitte und das Regierungsviertel ab jetzt nachhaltig und umweltschonend beliefert. Bisher wurde für die Auslieferung der Hermes Sendungen in diesem Berliner Stadtgebiet ca. 50 Diesel betriebene Kleintransporter eingesetzt.
Diese Diesel-Transporter werden jetzt von 28 E-Lastenrädern und 14 E-Transportern ersetzt. Die umweltfreundlichen Fahrzeuge sind dabei für die sogenannte letzte Meile zuständig, also den Transport von den Mikro Hubs im Stadtzentrum zum Endkunden. Die Mikro Hubs werden ebenfalls mit Öko-Strom betrieben und nicht nur von Hermes, sondern auch in Kooperation mit anderen Unternehmen eingesetzt.
Zukünftig sollen dann auch die Mikrohubs innerhalb Berlin von einem C02 neutralen Verteilerverkehr angefahren werden. Dadurch würden zukünftig auch beim Transport von den Logistikzentren und Umschlagplätzen zu den Mikrohubs keine Emissionen mehr entstehen. Schon jetzt setzt Hermes hier verstärkt E-Sprinter von Mercedes ein. Und die aktuell noch genutzten Diesel-Lkw werden bereits durchgängig mit dem Biokraftstoff HVO betrieben.
Erstes Lieferkonzept in Deutschland dieser Art
Erstmals ist es dem Hermes Konzern mit seinem neuen Konzept gelungen, einen emissionsfreien Lieferverkehr in einer Innenstadt zu etablieren und dabei die Pilot-Phase erfolgreich hinter sich zu lassen. Denn bisher war kein anderes Unternehmen darin erfolgreich, das Zusammenspiel zwischen E-Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur und Mikrohubs soweit zu optimieren, dass eine gesamte Innenstadt flächendeckend C02 neutral beliefert werden konnte.
Marco Schlüter, Chief Operations Officer bei Hermes Germany, äußerte sich dazu folgendermaßen: „Die großflächige emissionsfreie Zustellung ist kein Pilot mehr. Die Berliner Innenstadt ist nun mit Abstand das größte zusammenhängende Gebiet, das Hermes emissionsfrei beliefert“
Allerdings betonte Schlüter auch, dass Hermes dabei mit vielen Hindernissen zu kämpfen hatte. Rückschläge, Neustarts und Planänderungen seien ein großer Bestandteil des Entstehungsprozesses gewesen. Denn auch wenn sich die finanziellen Investitionen im Rahmen gehalten hätten, so sei der Zeit- und Planungsaufwand doch extrem gewesen.
Besonders von der Politik und den Kommunen fordert Hermes daher mehr Unterstützung. Denn das Konzept der Mikro Hubs lasse sich nur dann realisieren, wenn genügend Stellflächen in den Innenstädten zu Verfügung stehen. Allerdings sind ja gerade in den Innenstädten leere Mietflächen nicht nur selten, sondern auch extrem teuer. Als profit schwaches Geschäft haben es die Logistiker hier doppelt schwer, mit den Immobilienkonzernen zu konkurrieren.
Zwar würde der eigentlich traurige Trend des Innenstadtsterbens neue Chancen eröffnen. Bisher sei die Resonanz der Immobilienbetreiber und Vermieter allerdings dennoch eher zurückhaltend. Und genau deshalb muss die Politik hier aktiv werden: Denn die Verfügbarkeit von Mikro Hubs ist entscheidend für den Aufbau eines CO2 neutralen Lieferverkehrs.
Lastenräder für die Letze Meile
Allerdings ist die Verfügbarkeit von Mirko Hubs nicht die einzige Herausforderung, vor der der Hermes Konzern stand. Denn wie alle Logistiker, die einen emissionsfreien Lieferverkehr auf die Beine stellen wollen, musste sich auch Hermes zunächst mit zwei wichtigen Themen beschäftigen: Den geeigneten Fahrzeugen und einer Infrastruktur für das Laden der Batterie betriebenen Fahrzeuge.
Hermes hat sich dazu entschlossen, in erster Linie Lastenräder einzusetzen, deren Akkus unterwegs einfach und bequem ausgetauscht werden können. Die Cargobikes sind dabei ein entscheidender Bestandteil der neuen Green Delivery Berlin Initiative. Denn die Bikes sind nicht nur kosteneffizient, sondern innerhalb Berlins oft auch effizienter als herkömmliche Kleintransporter.
Schließlich haben die Transporter in Berlin sowohl mit dem Verkehr als auch mit vielen verkehrsberuhigten Zonen zu kämpfen, die für solche Fahrzeuge komplett gesperrt sind. Die Lastenräder transportieren jeden Tag zwischen 120 und 130 Lieferungen und legen dabei zwischen 6 und 8 Kilometern zurück.
Pouyan Anvari, Area Manager Berlin bei Hermes Germany, erklärt das Lastenräder Konzept genauer: „Wir nutzen in Berlin drei zentral gelegene Mikro Hubs und können so mit unseren Lastenrädern direkt im Zustellgebiet starten. Vor allem im Bereich der Lastenräder haben wir viel getestet und beispielsweise den Berliner Hersteller ONO auf dem Weg zur Marktreife begleitet. Natürlich profitieren auch wir von dieser engen Zusammenarbeit, da die ONO-Lastenräder nun einen Großteil unserer Cargobike-Flotte in Berlin ausmachen.“,
„Gemeinsam schaffen wir hier viele Synergieeffekte, wie beispielsweise die Verbundzustellung. Aber auch bei der Ausweitung unseres Konzepts wird die gemeinsame Nutzung von Mikrohubs mit der PIN AG eine wichtige Rolle spielen“, so Pouyan Anvari weiter.
Neben den Kooperationen mit der PIN AG und ONO verspricht sich Hermes auch große Vorteile von einer Zusammenarbeit mit Swobbee. Das Berliner Unternehmen gilt als Experte auf dem Feld der Akku-Wechselstationen. Durch die Swobbee Technologien und die kurzen Liefer- und Anfahrtswege im Umfeld der Mikro Hubs konnte Hermes so eine flächendeckende Ladestruktur für seine E-Bikes innerhalb Berlins erschaffen.
Fleet Speak will deine Meinung wissen: Was hältst du von der neuen Hermes Initiative? Sieht so der innerstädtische Lieferverkehr der Zukunft aus? Wir freuen uns über deine Antwort in den Kommentaren!