Die Coronapandemie hat Konzerne und kleinere Unternehmen auf der ganzen Welt hart getroffen. Vor allem im Restaurant-, Sport- und Veranstaltungsbereich haben die Firmen stark gelitten. Das gilt auch für unzählige Logistiker. Und auch der Schweizer Gigant Kühne+Nagel wurde im ersten Halbjahr stark von der Pandemie getroffen und musste schwere Verluste hinnehmen.
Allerdings konnten die Schweizer diese Rückschläge im zweiten Halbjahr wieder gut machen. Das Unternehmen konnte dabei vor allem von seiner langjährigen Erfahrung als Pharma-Lieferant und Experte profitieren. Deshalb reagierte Kühne+Nagel auch ausgesprochen positiv auf den Jahresabschlussbericht für 2020. Insgesamt sei das vergangene Jahr ein bemerkenswert gutes Geschäftsjahr gewesen.
Kühne+Nagel zufrieden mit Jahresbilanz
Kühne+Nagel hat in seinem Jahresabschluss eine überaus positive Bilanz für 2020 gezogen. Zwar hatte das Unternehmen im ersten Halbjahr mit stark zurückgehenden Umsätzen als Folge der Coronapandemie zu kämpfen. Allerdings konnte dieser Rückstand im zweiten Halbjahr fast vollständig wieder aufgeholt werden. So lag der Gesamtumsatz im Jahresvergleich nur leicht unter dem Niveau des Vorjahres.
Der Nettoumsatz für 2020 belief sich auf 20,4 Milliarden Schweizer Franken. Im Vergleich dazu lag der jährliche Umsatz 2019 bei 21,1 Milliarden Schweizer Franken. Der Ebit konnte im Jahresvergleich mit 2019 sogar leicht gesteigert werden. Denn mit 1,1 Milliarden Franken lag der operative Gewinn einen ganzen Prozentpunkt über dem Gewinn im Vorjahr.
Für Dr. Detlef Trefzger, CEO der Kühne+Nagel International AG, ist dies ein weiterer Beweis für die Effektivität der Unternehmensstrategie: „Im vergangenen Jahr haben wir unter Beweis gestellt, was den Erfolg von Kühne+Nagel ausmacht: Innerhalb kürzester Zeit haben wir unser Geschäft dem volatilen Marktumfeld angepasst. Wir haben Neugeschäft gewonnen und konnten uns gleichzeitig als verlässlicher und verantwortungsvoller Partner unserer Kunden und Zulieferer positionieren.“
Seefracht, Luftfracht und Landverkehr
Die Seefracht-, Luftfracht- und Landverkehr- Sparten von Kühne+Nagel haben im vergangenen Geschäftsjahr unterschiedlich stark performt. Die Seefracht konnte vor allem im zweiten Halbjahr ein starkes Comeback hinlegen. Und die Luftfracht konnte stark von der Einbindung in die Verteilung der Corona-Impfstoffe profitieren. Beim Landverkehr konnten sich die Schweizer vor allem über gute Zahlen aus Europa freuen. In den USA war der Umsatz hingegen rückgängig.
Seefracht
Nach einigen Einbrüchen zu Beginn des Jahres konnte die Seefracht mit starken Zahlen im zweiten Abschnitt überzeugen und so eine Trendwende erzielen. Besonders das vierte Quartal in 2020 sorgte für den positiven Jahresabschluss. In diesem Zeitraum konnte Kühne+Nagel besonders von der erstarkten Nachfrage des deutschen Mittelstands profitieren. Auch die Importe aus Asien nach Europa und in die USA konnten deutlich gesteigert werden.
So konnte der Schweizer Logistiker über das gesamte letzte Jahr ein Containervolumen von 4,5 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) erzielen. Der Nettoumsatz der Seefracht-Sparte lag mit 7,1 Milliarden Schweizer Franken ebenfalls auf einem sehr guten Niveau. Damit bleibt der Seetransport einer der wichtigsten Geschäftsfelder des Unternehmens.
Darüber hinaus konnte Kühne+Nagel von äußert positiven Kundenreaktionen auf das Programm zur Neutralisierung der CO2-Ausstöße von Seefracht-Sendungen berichten. Dem Unternehmen zufolge würden sich die eigenen Kunden von den Möglichkeiten eines nachhaltigen Transports begeistert zeigen. Darüber hinaus sei die firmeneigene Seaexplorer Plattform weiterentwickelt und verbessert worden. Dort können jetzt Informationen zu den CO2-Emissionen jedes Angebots und jeder Seeverbindung abgerufen werden.
Luftfracht
Als zu Beginn der Corona-Pandemie der Personenluftverkehr fast vollständig gestoppt wurde, traf das Logistiker auf der ganzen Welt unwahrscheinlich hart. Denn plötzlich war ein Großteil der eigenen Transportkapazitäten durch Überfracht im Personenverkehr weggefallen. Auch die Luftfracht-Sparte von Kühne+Nagel musste hier starke Verlust hinnehmen.
Allerdings verfügt das Unternehmen über langjährige Erfahrung und umfassende Spezial-Kapazitäten im Pharma-Bereich. Deshlab konnte sich der Schweizer Logistiker über hohe Umsatzzahlen im Zuge der Verteilung des Corona-Impfstoffes freuen. Im Jahresabschluss unterstreicht Kühne+Nagel deshalb die Bedeutung der eigenen Expertise und Transportkapazitäten bei pharmazeutischen und systemrelevanten Gütern.
Im Jahresvergleich konnte die Luftfracht-Sparte eine Steigerung des bereinigten Umsatzes um 11,6 % auf 5,2 Milliarden Schweizer Franken erzielen. Der operative Gewinn konnte zu 2019 sogar um 53,5% auf 505 Millionen Schweizer Franken gesteigert werden. Und das trotz eines 1,8 prozentigen Rückgangs des gesamten Luftfracht-Volumen auf 1,4 Millionen Tonnen.
Landverkehr
Bei der per Landtransport versendeten Fracht konnte Kühne+Nagel, wie viele andere Logistiker auch, vor allem von deutlich gesteigerten Umsätzen im vierten Quartal von 2020 profitieren. In diesem Zeitraum lagen die Umsatzzahlen deutlich über denen des letzten Quartals in 2019. Dabei wurde beim nationalen Landtransport innerhalb Europas das gleiche Niveau wie vor der weltweiten Pandemie und anschließenden Wirtschaftskrise erzielt.
In den USA und in Kanada musste der Schweizer Logistiker hingegen einige Rückschläge hinnehmen. Denn in Nordamerika ging der Umsatz im Vergleich zu 2019 in fast allen Sparten deutlich zurück. Nur die Bereiche Pharma & Healthcare sowie E-Commerce waren davon ausgenommen. Das führte dazu, dass der gesamte Geschäftsbereich Landverkehr im Jahresvergleich einen Rückgang des Umsatzes um fast 10% hinnehmen muss. Der bereinigte Umsatz lag demnach nur noch bei 3,2 Milliarden Schweizer Franken.
Noch deutlicher fiel dieser Rückgang beim Ebit aus. Denn der operative Gewinn belief sich nur noch auf 62 Millionen Schweizer Franken. Damit lag der Ebit von 2020 mehr als 320% unter dem von 2019.
Abstriche bei der Kontraktlogistik und hohe Profite im Pharma-Bereich
Bei der Kontraktlogistik verlief das Geschäftsjahr ähnlich, wie in fast allen anderen Sparten des Unternehmens auch. Zu Beginn des Jahres musste die Kontraktlogistik starke Verluste hinnehmen. Die Bereiche Pharma & Healthcare sowie im E-Commerce-Fulfilment konnten allerdings in den beiden letzten Quartalen des Jahres starke Zahlen liefern.
Außerdem gelang es Kühne+Nagel eine deutliche Steigerung der Produktivität zu erreichen. So konnte ein bereinigter Umsatz von 4,9 Milliarden Schweizer Franken im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielt werden. Damit lag der Nettoumsatz -10% unter dem Umsatz im Jahr 2019. Der operative Gewinn sackte um mehr als -50% auf 80 Millionen Schweizer Franken ab.
Fokussierung auf Pharma-Sparte zahlt sich aus
Kühne+Nagel gilt schon seit Jahren als einer der führenden Logistiker der pharmazeutischen Industrie. Das Unternehmen kann in diesem Bereich mit einem exzellenten Fachwissen, viel Erfahrung und umfassenden Transportkapazitäten aufwarten. So garantieren in den weltweit über 240 zertifizierten Pharmastandorten mehr als 3.000 Logistikspezialisten einen reibungslosen Ablauf aller Transporte.
Und genau diese Fokussierung auf den Pharma-Bereich hat sich im letzten Jahr voll ausgezahlt. Denn dadurch wurde Kühne+Nagel zu einem der führenden Unternehmen bei der Verteilung der Impfstoffe gegen Covid-19. So ist der Schweizer Logistiker inzwischen der offizielle Partner von Moderna in Europa, Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Teilen Amerikas.
Und auch an der anschließenden Verteilung der Impfstoffe gegen das Virus in Europa ist Kühne+Nagel beteiligt. Denn in Nordrhein-Westfalen und im Schweizer Kanton Zürich liefert das Unternehmen die Vakzine bis an die Impfstandorte in den Ländern.
Da überrascht es wenig, dass Dr. Jörg Wolle, Präsident des Verwaltungsrats der Kühne + Nagel International AG, eine positive Bilanz im Rückblick auf das Geschäftsjahr 2020 zieht: „Mit dem erfolgreichen Abschluss der Restrukturierung der Kontraktlogistik sind wir für eine weiterhin positive Entwicklung bestens gerüstet. Im Hinblick auf die weltweit am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion Asien ist die Ankündigung der Übernahme von Apex Logistics im Februar 2021 ein bedeutender Meilenstein. Der Verwaltungsrat blickt zuversichtlich auf das Geschäftsjahr 2021.“
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