Die neuen Quarantäne Regeln für Beschäftige im Güterverkehr sorgen für viel Unmut in der Logistikbranche. Martin Kammer, der Vertreter des Thüringer Verkehrsgewerbes sieht dadurch internationale Lieferketten in Gefahr. Deshalb sei ein schnelles Umdenken jetzt nötig.
Neue Verordnungen für Fernfahrer
Das Problem mit den neuen Verordnungen für Beschäftigte, die regelmäßig Grenzen überschreiten, beginnt bereits bei der Unregelmäßigkeit der Vorschriften. Denn die neuen Corona-Regeln wurden nicht bundesweit, sondern als Ländersache beschlossen. Das heißt, dass sich die neuen Vorschriften von Bundesland zu Bundesland unterscheiden können.
Dabei bringt vor allem eine neue Regelung viele Probleme für die Lkw-Branche mit sich. Und zwar die 72-Stunden Regelung. Denn in einigen Bundesländern, wie zum Beispiel NRW, müssen alle Personen, die sich 72 Stunden in einem Risikogebiet im Ausland aufgehalten haben, in Quarantäne. Das gilt nicht nur für Urlauber, sondern auch für alle Fernfahrer, Pendler und andere Angestellte.
Warum das für die Logistikbranche besonders problematisch ist, ist offensichtlich. Sollten Fernfahrer sich zum Beispiel auf Grund einer längeren Tour oder Heimaturlaub mit dem Lkw im Ausland aufhalten, wird die 72-Stunden Frist schnell überschritten. Kommt der Fahrer dann mit dem Lkw aus dem Ausland zurück, kann es sein, dass er oder sie bis zu 10 Tage in Quarantäne muss. Ein absolut logistischer und finanzieller Alptraum für alle Speditionen.
Die problematische Situation in Thüringen
Thüringen ist auf Grund der Anbindung an die langen Strecken nach Süd- und Westeuropa besonders stark von dieser neuen Regelung betroffen.
Auch der Thüringer Verkehrsgewerbe (LTV) äußert sich dazu besorgt: „Zum einen werden internationale Lieferketten gestört, zum anderen müssen Fernfahrer pausieren“, so LTV-Geschäftsführer Martin Kammer zu den neuen Regelungen.
Die neuen Vorschriften, die seit dem 8.November gelten, würden vor allem Thüringer Betriebe treffen. Ein Rechenbeispiel des Thüringer Verkehrsverbands zeigt als Beispiel zwei Routen nach Südfrankreich und Norditalien. Die Strecken mit einer Fahrtzeit von 96 bzw. 80 Stunden sind im internationalen Fernverkehr Standard. Allerdings würden die Routen laut den neuen Vorschriften bereits das Limit überschreiten. Und das würde Quarantäne für alle Fahrer bedeuten.
Laut Kammer haben die Thüringer Unternehmen auf Grund des eigenen Angestellten-Pools noch ein ganz anderes Problem: „Häufig werden osteuropäische Kraftfahrer in Thüringer Transportunternehmen eingesetzt, sie sind meist drei Wochen unterwegs und dann eine Woche in Heimaturlaub. Somit müssten diese Beschäftigten nach ihrem Heimaturlaub zehn Tage in Quarantäne und stehen nicht als Arbeitskräfte zur Verfügung“,
Allerdings würden vor allem in einer kleineren Spedition nicht nur die Arbeitskräfte wegfallen. Es könnte schnell zu einer Unterbrechung der gesamten Lieferkette kommen. Kammer äußert sich dazu folgendermaßen: „Durch die Quarantäne müssen die Fahrer pausieren, der Lkw würde wegen des derzeitigen Fachkräftemangels zehn Tage stehen bleiben“, unterstrich Kammer.
Sollte die Quarantänepflicht aufgehoben werden?
Die neuen Corona-Regelungen könnten also nicht nur zu einem logistischen und finanziellen Alptraum für die Speditionen werden. Auch die Lieferkette elementarer Güter könnte ernsthaft unterbrochen werden.
Deshalb fordert der LTV jetzt den Thüringer Verkehrsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) zum Handeln auf: „Es scheint, als hätte die Politik aus der ersten Welle nichts gelernt, denn da war es kein Problem, die Quarantäne für Lkw-Fahrer auszusetzen und dabei war damals, aufgrund des Lockdowns, wirklich nicht so viel zu transportieren wie jetzt.“
Und noch ein weiteres Problem spricht Marin Kammerer an: Die Schließung der Autohöfe und Raststätten auch für Lkw-Fahrer: „Nach 15 Stunden im Fahrerhaus möchte niemand dort auch noch essen müssen. Es muss doch möglich sein wie in Baden-Württemberg die Rasthöfe und Autohöfe zu Kantinen zu erklären“
Auch wir bei Fleet Speak denken, dass die aktuelle Versorgungssituation von Fernfahrern untragbar ist. Dass Fernfahrer nach Touren von über 10 Stunden nicht einmal etwas Essen und Duschen können ist absolut inakzeptabel. Hier muss die Politik dringend handeln. Denn die Lkw-Fahrer und Fahrerinnen, die in ganz Europa unterwegs sind, sind aktuell einer der wichtigsten Stützpfeiler unserer Gesellschaft.
Was denkst du über die aktuellen Corona-Vorschriften für Lkw-Fahrer? Stimmst du dem Vorstoß des LTV zu? Was würdest du ändern? Fleet Speak freut sich über deine Antwort in den Kommentaren!