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Neue Studie zeigt: E-Fahrzeuge bleiben in der Logistik ungenutzt

Neue Studie zeigt: E-Fahrzeuge bleiben in der Logistik ungenutzt

Fleet Speak hat in den vergangenen Wochen wiederholt über unzählige verschiedene Initiativen europäischer Laster-Hersteller berichtet, die alle nicht weniger als den nachhaltigen Logistikverkehr der Zukunft versprochen haben. Eine neue Studie der Umwelt NGO Transport & Environment zeigt jetzt aber: Bisher haben die Lkw-Hersteller fast nichts getan, um ihre Versprechen einzulösen.

Besonders die Bilanz der deutschen Lkw-Konzerne liest sich katastrophal: Keinem deutschen Hersteller ist es gelungen, die eigenen CO2 Emissionen zu senken, bei einem Hersteller sind sie sogar weiter angestiegen. Laut T & E müsse die Politik die Hersteller daher in die Pflicht nehmen, endlich Worten Taten folgen zu lassen und die Anzahl der verkauften E-Fahrzeuge deutlich zu erhöhen.

E-Fahrzeuge bei Lieferfahrzeugen abgeschlagen

Das Jahr 2020 hat der globalen Logistik inklusive dem Paketlieferdienst-Sektor Rekord-Umsatzahlen beschert. Allerdings hat das auch zu einer deutlichen Steigerung bei der Zulassung neuer Lieferfahrzeuge geführt. Das wiederum hat einen Trend verschärft, der Umweltschützer schon seit längerem beunruhigt: Seit 3 Jahren konnten die Emissionen im Lieferverkehr nicht mehr gesenkt werden.

Daher ist es sehr besorgniserregend, dass der Anteil der E-Fahrzeuge im Lieferverkehr weiterhin nur bei 3% liegt, obwohl im letzten Jahr so viele neue Lieferfahrzeuge zugelassen wurden und obwohl Fahrzeuge wirtschaftlicher sind. Aktuell ist der Lieferverkehr die am schnellsten wachsende Emmissionsquelle in der EU.

Und trotzdem schaffen die Autohersteller weiterhin keine starken Anreize für E-Fahrzeuge. Laut T&E liegt das in erster Linie an den zu laschen CO2-Zielvorgaben der EU. Das steht in starkem Kontrast zu den Bemühungen, die die Hersteller im Automarkt unternehmen: Hier richtet sich der Fokus immer mehr auf elektrische Fahrzeuge.

Stef Cornelis, Leiter des Bereichs Frachtverkehr bei Transport & Environment, äußerte sich dazu folgendermaßen: „Bei den Lieferwagen stehen wir vor dem Problem einer gefährlichen Kombination aus steigenden Verkaufszahlen und hohen Emissionen. Die Anfang 2020 in Kraft getretenen Abgasnormen sollten die Lieferwagen eigentlich sauberer machen, aber die Hersteller brauchten kaum etwas zu unternehmen, um sie zu erfüllen.“

Traditionelle Hersteller zeigen keine Initiative

Die Ergebnisse der T&E Studie sind für die deutsche Lkw-Branche eine Blamage. Denn in den letzten Monaten haben die verschiedenen Hersteller unglaublich viel Aufwand und Geld in neue Initiativen und PR-Kampagnen gesteckt, mit denen Kunden und der Öffentlichkeit versichert wurde, dass man alles für einen nachhaltigen Logistikverkehr der Zukunft unternehmen werde.

Die Realität unterscheidet sich davon allerdings erschreckend drastisch. Denn MAN, Daimler, VW und der italienische Lkw-Hersteller Iveco haben die höchsten Emissionswerte pro Fahrzeug in ganz Europa. Auch in 2020 konnten Daimler und MAN die eigenen C02-Emissionen wieder nicht senken. Und bei VW sind die Abgaswerte sogar gestiegen. In Europa war es tatsächlich nur den französischen Hersteller Renault und PSA bzw. Stellantis gelungen, die eigenen Emissionswerte zu senken.

Zwar wurden in Deutschland im letzten Jahr 8000 elektrisch angetriebene Lieferfahrzeuge verkauft – damit liegt Deutschland in Europa auf Platz 1, noch vor Großbritannien und Frankreich. Allerdings haben die traditionellen Lkw und Lieferfahrzeuge-Hersteller an diesem Erfolg so gut wie keinen Anteil. Denn bei der überwältigenden Mehrheit der neuen E-Fahrzeuge handelt es sich um den Street Scooter der Deutschen Post.

Tatsächlich handelt es sich bei mehr als 40% aller in Deutschland zugelassenen batteriebetriebenen Elektrolieferwagen um das Modell der Deutschen Post. Seit der Markteinführung des E-Lieferwagens konnte die Tochterfirma der Deutschen Post, Street Scooter aus Aachen, mehr als 13.000 Modelle verkaufen. Laut T&E mache dies nur noch deutlicher, dass die großen Hersteller beim Thema nachhaltige Logistik absolut keine Alternative zeigen würden.

„Herbert Diess bei VW und Ola Källenius bei Daimler sprechen viel von E-Autos, ignorieren den Lieferwagenmarkt jedoch komplett. Dass sie von StreetScooter abgehängt werden, ist schon absurd“, so Stef Cornelis weiter.

Keine Besserung in Sicht

Auf Grund der strengen neuen CO2-Grenzwerte für private Fahrzeuge ist der Anteil der E-Autos bei den Neuzulassungen stark gestiegen: Bei 13% der im letzten Jahr neu gekauften Autos handelt es sich um E-Fahrzeuge. Für kommerzielle Fahrzeuge ist die neue C02-Vorschrift der EU deutlich weniger ehrgeizig. Und genau deshalb wären laut T&E bei den Lieferwagen weiterhin nur 3% der Neuzulassungen E-Fahrzeuge.

Denn die Studie der Umwelt-NGO sagt voraus, dass die Neuzulassungen der E-Lieferfahrzeuge bis 2029 bei einem Wert zwischen 2% und 8% stagnieren werden. Und das, obwohl die meisten Lieferwagen schon jetzt günstiger und wirtschaftlicher sind als Dieselmodelle. Bis 2026 sollen laut T&E sogar alle E-Fahrzeuge billiger sein als vergleichbare Modelle mit Dieselantrieb.

Damit sich an diesem Zustand etwas ändert, sei jetzt die Politik gefragt. So müsse unter anderem der schwache Zielwert für CO2-Emissionen von 2030 auf 2027 vorverlegt werden. Das entspricht einer Reduktion von 31%. Darüber hinaus müssten die Vorgaben bis 2035 anschließend immer weiter verschärft werden. Wenn die EU wirklich eine komplette Klimaneutralität im Logistiksektor bis 2050 erreichen wolle, dann dürften laut T&E bereits ab 2035 keine Neufahrzeuge mit fossilem Antrieb mehr verkauft werden.

Stef Cornelis appelliert daher an Politik und Industrie: „Elektrobetriebene Lieferwagen sind ökonomisch sinnvoll. Aber die Lieferwagenhersteller haben keine Anreize, sie zu verkaufen. Das führt zu sinnloser Verschmutzung. Die bevorstehende Änderung der Abgasnormen für Lieferwagen bietet der EU die einzigartige Gelegenheit, die Zielvorgaben zu verschärfen und E-Lieferwagen voranzubringen.”

 

Was denkst du über die Ergebnisse der neuen Studie? Wird es Zeit, dass sich die Fahrzeughersteller endlich mehr für einen nachhaltigen Lieferverkehr einsetzen? Fleet Speak will deine Meinung wissen. Wir freuen uns über deine Antwort in den Kommentaren.

 

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