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Neue Wasserstoff-Technologie von Linde und Daimler

Neue Wasserstoff-Technologie von Linde und Daimler

Das Rennen um die Antriebsart der Zukunft geht weiter. Die Daimler Truck AG hat eine Zusammenarbeit mit dem deutsch-amerikanischen Gaskonzern Linde bekanntgegeben. Ziel der Kooperation ist es, eine neue Betankungslösung für wasserstoffangetriebene Lkw zu entwickeln. Langfristig soll damit das Potenzial der Wasserstoff-Lkws weiter erhöht werden.

Der nächste Schritt auf dem Weg zum Wasserstoff-Lkw

Die Daimler Truck AG und der Linde Konzern haben bekannt gegeben, dass man gemeinsam die nächste Generation der Tanklösungen für wasserstoffangetriebene Lkw entwickeln will. Das übergeordnete Ziel dabei ist, dass das Tanken mit Wasserstoff immer unkomplizierter wird und die Akzeptanz gegenüber den Brennstoffzellen-Lkw dadurch weiter steigt. Das wiederum würde logischerweise den zukünftigen Verkauf der Mercedes Wasserstoff-Lkw erleichtern.

Linde und Mercedes wollen allerdings nicht nur irgendein bekanntes System weiterentwickeln. Nein, wie von dem deutschen Lasterbauer nicht anders zu erwarten, handelt es sich dabei gleich um eine kleine Revolution bei der Betankung von Wasserstoff-Lkw. Denn bei dem System von Linde und Daimler wird ein neues Verfahren verwendet. Und zwar die Betankung mit flüssigem Wasserstoff.

Bisher wurden die entsprechenden Lkw immer mit Wasserstoff in gasförmiger Form betankt. Die neue Technologie erlaubt es jetzt aber, den Wasserstoff auch in flüssiger Form zu tanken. Die englische Bezeichnung dafür lautet “subcooled Liquid Hydrogen“ oder “sLH2-Technologie“. Den Fokus der Optimierung legen die beiden Unternehmen dabei auf die Bereiche Reichweitenverlängerung, Verkürzung der Tankdauer und höhere Energieeffizienz.

Laut Daimler sei das Hauptproblem bei flüssigem Wasserstoff bisher gewesen, dass beim Tanken Gas aus dem Fahrzeugtank wieder in den Tank der Tankstelle zurückfließen könne. Dieses Problem habe man jetzt jedoch gemeinsam mit Linde dank einer neuen Angehensweise lösen können. Ein im Vergleich zum Umgebungsdruck höheres Druckniveau sowie eine spezielle Temperaturregelung sollen zukünftig ein Zurückfließen des Gases verhindern.

Flüssiger Wasserstoff oder Gas?

Aber warum will Daimler die Betankung mit Wasserstoff in Gasform eigentlich ersetzten? Der Grund dafür ist ziemlich einfach. Wenn der Wasserstoff im Tank des Fahrzeuges, dank der neuen Daimler Technologie, über ein höheres Druckniveau als der Umgebungsdruck verfügt, dann erhöht sich damit auch die Energiespeicherdichte. Im Endeffekt wird damit also die Reichweite eines Wasserstoff-Lkws mit einer Tankfüllung extrem erhöht.

Das ist aber laut Daimler und Linde nicht der einzige Vorteil der neuen Technologie. Denn dank der Befüllung mit flüssigem Wasserstoff und dem Verzicht auf Gas, kann der Betankungsprozess an den Tankstellen weiter vereinfacht werden. Ein Großteil der komplexe Datenkommunikation zwischen der Tankstelle und dem Lkw während der Betankung fällt zukünftig weg. Das dürfte ein weiterer Motivationsgrund für Energiekonzerne und Tankstellenbetreiber sein, das eigene Wasserstoffnetz auszubauen.

Projekt soll schnell und offen vorangetrieben werden

Dass Mercedes und Linde es mit der neuen Kooperation ernst meinen, erahnt man bereits, wenn man sich den ehrgeizigen Zeitplan der Unternehmen vor Augen hält. Bereits 2023 sollen die ersten Lkws in Pilotprojekten an Tankstellen in Deutschland betankt werden. Das Projekt Wasserstoff soll also möglichst unmittelbar in die Realität umgesetzt werden.

Das ist aber nicht das Einzige, was uns bei der Präsentation der neuen Kooperation hat aufhorchen lassen. Denn die Unternehmen wollen bei der Entwicklung der neuen Technologie einen ganz einzigartigen Weg gehen. Alle relevanten Schnittstellen für einen Industrieübergreifenden Einsatz der Technologie sollen maximal transparent und offen entwickelt und vertrieben werden.

Das bedeutet, dass Daimler die Schlüsselpunkte der neuen Technologie im Endeffekt auch allen anderen Mitbewerbern zur Verfügung stellen will. Dadurch sollen möglichst viele Unternehmen eigene Betankungs- und Fahrzeuglösungen unter Verwendung des flüssigen Wasserstoffs entwickeln, was wiederum zu einem Massenmarkt für die Technologie führen soll. So zumindest die Hoffnung in Stuttgart.

Sven Ennerst, Vorstandsmitglied der Daimler Truck AG, verantwortlich für Entwicklung, Einkauf und Region China äußerte sich dazu folgendermaßen: „Wir bei der Daimler Truck AG verfolgen die Vision des CO2-neutralen Transports der Zukunft. Die wasserstoffbasierte Brennstoffzelle ist dabei eine Schlüsseltechnologie von strategischer Bedeutung. Flüssiger Wasserstoff bietet bereits zahlreiche Vorteile, und das neue Verfahren wird dazu beitragen, dass weitere hinzukommen.“

Durch die Zusammenarbeit mit Linde und dem Bereitstellen der Technologie für den Massenmarkt, will Mercedes nicht nur das eigene Wasserstoff-Netzwerk verstärken. Das Unternehmen hofft auch darauf, die Akzeptanz und Kaufbereitschaft für die Brennstoffzellen-Lkw erhöhen zu können.

Die grüne Wende in der Logistikbranche

Diese Entwicklung erscheint nur der nächste, logische Schritt auf dem Weg zu einer CO2 freien Logistik in Europa. Denn bereits im September diesen Jahres stellte die Daimler Truck AG ihr eigenes Konzept für einen brennstoffangetriebenen Lkw vor: Den Mercedes-Benz GenH2 Truck. Das Konzept soll beweisen, dass und wie es dank der Wasserstoff-Technologie möglich ist, Lkws für den Langstreckentransport von schweren Lasten über eine Reichweite von 1000 Kilometern pro Tankfüllung einzusetzen.

Bereits 2023 sollen die ersten GenH2 Lkws an ausgewählte Kunden zur Erprobung ausgeliefert werden. Auch hier will Daimler wieder den Vorteil des flüssigen Wasserstoffs nutzen. Denn da dieser eine viel höhere Energiedichte als gasförmiger Wasserstoff hat, kann damit das Leistungsniveau eines aktuellen Diesel-Lkws erreicht werden.

Die neue Kooperation von Linde und Mercedes kommt also genau zur richtigen Zeit. Logischerweise soll die Betankung des Gen H2 Trucks dann auch mittels des neuen Tankkonzepts erfolgen. Beide Verfahren werden also sozusagen zusammen den Prozess vom Prototypen zur Serienfertigung durchlaufen.

Mercedes ist jedoch bei weitem nicht der einzige Lkw-Hersteller, der seine Wasserstoff-Projekte vorantreibt. Denn sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz wurden bereits die ersten Pilotprojekte mit Wasserstoff-Lkws gestartet. Ob Wasserstoff allerdings wirklich die Antriebsart der Zukunft wird, bleibt abzuwarten. Schließlich sollen in 2021 auch immer mehr batteriebetriebene Lkws auf den Markt kommen.

Das Rennen um die Antriebsart der Zukunft ist also noch lange nicht entschieden. Allerdings scheint es in der Industrie aktuell einen Trend zu geben: Batteriebetriebene Nutzfahrzeuge und Lkw werden für den Transport über kurze, immer wiederkehrende Strecken genutzt. Und die großen Wasserstoff-Lkw werden für den Transport von schweren Gütern über lange Strecken eingesetzt.

Übrigens haben nicht nur die Lkw-Bauer die neue Antriebsart Brennstoffzelle ins Auge gefasst. Auch immer mehr Energiekonzerne widmen sich dem Ausbau der eigenen Wasserstoff-Infrastruktur.  So hat kürzlich zum Beispiel der französische Energiekonzern Total bekannt gegeben, dass das Unternehmen das eigene Wasserstoff-Netz weiter ausbauen will.

Was denkst du: Wie bald kommt es zur grünen Wende in der Logistik- und Lkw-Branche? Und welche Antriebsart wird sich dabei durchsetzen? Wasserstoff oder Batterie? Fleet Speak will deine Meinung wissen. Wir freuen uns über deinen Kommentar!

 

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