Die weiter rasant ansteigenden Preise für Kraftstoffe in Deutschland haben nicht nur für den Endverbraucher ernste Konsequenzen. Denn laut dem BGL würde die Preisexplosion dazu führen, dass die Versorgungssicherheit in Deutschland inzwischen gefährdet ist. Der Verband fordert deshalb schnelle und entschlossene Maßnahmen seitens der Politik, um eine Katastrophe abzuwenden.
Pressekonferenz des BGL unterstreicht Dringlichkeit
Mit einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag machte der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) darauf aufmerksam, wie verzweifelt die Situation auf dem deutschen Logistikmarkt bereits ist. Denn laut BGL würden die explosionsartig ansteigenden Kraftstoffpreise in Deutschland dazu führen, dass die Existenz von immer mehr Unternehmen aus dem Transport- und Logistiksektor gefährdet sei.
Zahlreiche Logistiker und Transportfirmen würden sich bei dem Verband melden und darüber berichten, dass die hohen Preise inzwischen die eigenen Mittel übersteigen würden. Sollte sich an dieser Preisentwicklung nicht bald etwas ändern, müssten immer mehr Unternehmen ihre Fahrzeuge stehen lassen – was wiederum einen Zusammenbruch der Lieferketten und des Transportnetzes in Deutschland nach sich ziehen würde.
Wie ernst die aktuelle Lage ist, unterstrich auch das Statement von Annette Weiss von Ernst Weiss Transporte und Baustoffe auf der Pressekonferenz des BLG. Sichtlich ergriffen erklärte die Unternehmerin: “Es ist nicht zehn vor zwölf, sondern schon zehn nach zwölf! Wir sind jetzt an einem Punkt, die Reißleine zu ziehen.”
Laut Weiss würden in ihrer Firma bereits Vorbereitungen zur Stilllegung des Betriebs laufen, um das Unternehmen, das damals ihr Vater aufgebaut hat, zu schützen.
BGL verärgert über Reaktion der Politik
Angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Situation sei der BGL “schockiert und verärgert” darüber, dass das Bundeswirtschaftsministerium weiterhin keine Erleichterung in Form von Energiesteuererstattungen anbieten will. Diese Erstattungen wurden in andern EU-Ländern bereits eingeführt.
BGL-Vorstandssprecher Prof. Dirk Engelhardt äußerte sich dazu folgendermaßen: “Viele Unternehmen sagen, sie müssen stehen bleiben. Wenn das Wirtschaftsministerium nicht reagiert, wird sie die Realität einholen. Wenn die Lieferketten nicht mehr funktionieren, werden sie reagieren müssen! Aber muss es erst so weit kommen? Wenn morgen die Supermarktregale noch gefüllt sein sollen, brauchen wir Diesel-Lkw, denn bei LNG (Liquified Natural Gas) ist die Situation sogar noch angespannter als bei Diesel.”
Engelhardt machte dabei deutlich, dass alternative Antriebe, die unter anderem noch Jahrzehnte für eine vollständige Implementierung benötigen würden, aktuell keine Lösung für die teuren Dieselpreise darstellen könnten. Darüber hinaus müsste ein möglicher Rettungsschirm oder andere Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen auch die Versorgung mit LNG adressieren, da sich die Preise hier sogar noch drastischer entwickeln würden.
Auch eine Mehrwertsteuer-Senkung, die bereits wiederholt von der Politik als mögliche Lösung ins Gespräch gebracht wurde, wäre laut Engelhardt wirkungslos. Denn als durchlaufender Posten seien diese Kosten in der Praxis irrelevant. Stattdessen müssten die tatsächlichen Nettoausgaben der Firmen gesenkt werden. Das wiederum könne nur durch eine temporäre Unterstützung für Transport- und Logistikunternehmen von Seiten der Bundesregierung erreicht werden. Laut BGL müssten die Firmen direkt unterstützt werden, bis die höheren Kosten beim Endverbraucher eingepreist und so die höheren Transportkosten finanziert werden können.
Branchen und Organisationen übergreifender Hilferuf
Zum Abschluss der Pressekonferenz des BGL wandten sich verschiedenste Verbände in einem Branchen und Organisationen übergreifenden Hilferuf an die Politik. Die Kernaussage der Erklärung, die sich direkt an das Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt richtet, lautete folgendermaßen:
“Um die sich abzeichnenden negativen Auswirkungen nicht nur auf die Transport-, Logistik- und Busbranche, sondern auch auf die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und Wirtschaft insgesamt abzufedern, bedarf es der Einführung von Gewerbediesel, der diesen Marktentwicklungen Rechnung trägt. Zudem müsste es Hilfsmaßnahmen für diejenigen Unternehmer geben, die ihre Flotte zu einem Großteil auf LNG/CNG umgestellt haben und existenzgefährdet sind.”
Die Erklärung wurde anderem vom Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ), dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und dem Bundesverband Wirtschaft und Verkehr unterzeichnet.