Im Kampf gegen die Klimakrise ist die Lösung der Mobilitätsfrage eines der wichtigsten Anliegen überhaupt. Dabei herrscht jedoch keine Einigkeit, wie genau die Mobilität der Zukunft aussehen soll. Batterie, Erdgas oder doch lieber eine andere Lösung? Hyundai will jetzt mit einem großangelegten Projekt in der Schweiz den Weg für den Einsatz von Wasserstoff LKW ebnen.
Dafür wurden jetzt die ersten 10 Wasserstoff LKWs von Hyundai an einen Schweizer Spediteur ausgeliefert. Bis Ende 2020 sollen bereits 50 LKWs mit Brennzellen-Antrieb in der Schweiz im Einsatz sein. Damit macht das Unternehmen gemeinsam mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft einen großen Schritt in Richtung klimafreundliche Mobilität.
Ein Projekt für die Zukunft
Direkt nach der Energieerzeugung ist der Kraftverkehr der zweitgrößte Umweltsünder der Welt. Der gesammelte Verkehr aus LKWs, PKWs und anderen Fahrzeugen ist für einen großen Teil des jährlichen CO2 Ausstoßes verantwortlich. Da ist es logisch, dass fieberhaft nach umweltfreundlicheren Antriebsarten und Lösungen gesucht wird.
Für den Personenverkehr wird wohl ein Teil der Lösung der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel sein. Für die Speditionsbranche müssen allerdings dringend alternative Antriebsarten gefunden werden. Schließlich wird der Warenverkehr in den nächsten Jahren nicht zurück gehen. Ganz im Gegenteil. Vorhersagen gehen von einem 40-prozentigen Anstieg bis 2030 aus.
Jedoch kamen weder Fahrzeughersteller noch Regierungen einer Lösung für umweltfreundliche LKWs wirklich näher. Die Erdgasangetriebenen LKWs können nur eine kurzfristige Lösung sein, da auch das Erdgas nur begrenzt zur Verfügung steht. Außerdem ist auch hier der Förderungsprozess extrem umweltschädlich.
Als Alternative bleibt da nur die Batterie oder der Wasserstoff. Für beide Varianten gibt es bisher aber keine einzige Serie. Die Modelle der Hersteller gehen über Prototypen oder Versuchsstudien nicht hinaus. Auch der neue Tesla Semi LKW ist noch nicht erhältlich.
Hyundai und die Schweiz schaffen Tatsachen
In der Frage, wie die Zukunft für die Transportbranche aussehen könnte, schaffen Hyundai und die Schweiz jetzt Tatsachen. Denn Hyundai hat im Juli die ersten 10 Wasserstoffbetriebenen LKWs mit Ziel Schweiz verschifft. Im Oktober sollen die Hyundai Xcient Laster an eine Schweizer Spedition übergeben werden.
Wie wichtig dieser Schritt ist, darf nicht unterschätzt werden. Schließlich sind diese 10 LKWs die ersten jemals in Serie gebauten schweren Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Der Hyundai Xcient könnte also eine wahre Revolution in der Speditionsbranche auslösen.
Vorgestellt wurde das Projekt das erste Mal auf der IAA 2018. Mit der Auslieferung im Juli liegt Hyundai bei seinem Projekt voll im Zeitplan. Dabei sind diese 10 LKWs nur der Anfang. Denn bis Ende des Jahres sollen bei der gleichen Schweizer Spedition insgesamt 50 Hyundai Xcient zum Einsatz kommen. Und bis 2025 sollen dann bereits 1600 Wasserstoff-LKW auf Schweizer Straßen unterwegs sein.
Warum Wasserstoff und keine Batterien?
Aber warum setzt Hyundai überhaupt auf einen Wasserstoffantrieb? Warum nicht auf einen Elektroantrieb? Immerhin scheint vor allem bei den amerikanischen Herstellern der Trend stark hin zur Batterie-Nutzung zu gehen. Bestes Beispiel dafür sind Tesla und Nikola. Allerdings haben die E-Laster zwei entscheidende Nachteile. Erstens sind die Akkus weiterhin sehr schwer und verbrauchen viel Platz. Und zweitens dauert es aktuell noch zu lange, einen E-LKW wieder vollständig aufzuladen. Deshalb sieht Hyundai die Zukunft der schweren Nutzfahrzeuge im Wasserstoffantrieb.
Der Hyundai Xcient – das ist der Wasserstofflaster
Der Hyundai Xcient ist ein würdiger LKW für die weltweit erste Produktion eines schweren Nutzfahrzeuges mit Wasserstoffantrieb. Schließlich kommt der Laster gleich mit zwei Brennstoffzellen mit je 95 kW maximaler Leistung. Das gibt insgesamt eine Leistung von 190 kW (258 PS). Völlig ausreichend also für die Zwecke des umweltfreundlichen LKWs.
Beim Design ist das koreanische Unternehmen eher konservativ geblieben. Der LKW unterscheidet sich äußerlich nicht wirklich von anderen europäischen LKWs. Und auch die Fahrerkabine ist kein futuristisches Cockpit, wie beim Tesla Semi. Alles sieht so aus, wie von den normalen 40-Tonnern gewohnt. Dadurch dürfte auch den LKW-Fahrern der Umstieg vom Diesel-LKW auf den Hyundai Xcient deutlich leichter fallen.
Und auch um die Reichweite braucht man sich als Nutzer des neuen Hyundai Xcient keine Sorgen machen. Immerhin speichert das Fahrzeug in sieben Tanks insgesamt 32,09 kg Wasserstoff. Damit kann eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern erreicht werden. Und in nur 8 bis 20 Minuten ist der Wasserstoff-LKW bereits wieder vollgetankt. Zukünftig will Hyundai auch LKWs mit Reichweiten von bis zu 1000 Km anbieten.
Um die Markteinführung des LKWs weiter zu erleichtern, werden die Hyundai Xcients im Pay per Use Modell vermietet. Das heißt, dass der Kunde nur einen bestimmten Satz für die geleisteten Kilometer zahlt. Alle anderen Kosten werden von Hyundai getragen. Das soll den Speditionen die Möglichkeit geben, die Wasserstoff LKWs ohne eigenes Risiko auszuprobieren.
Hyundais LKWs und erneuerbare Energien
Hyundai will mit seinen Wasserstoff-LKWs die Zukunft nachhaltiger LKW-Antriebsarten in der Schweiz festlegen. Wie ernst es dem koreanischen Konzern damit ist, zeigt ein Joint Venture mit dem Schweizer Unternehmen H2 Energy. Dadurch stellt Hyundai sicher, dass auch der Strom für die Herstellung des Wasserstoffs nur aus erneuerbaren Energiequellen kommt. So zum Beispiel aus Wasser- und Windenergie.
Damit wären die neuen Hyundai LKWs dann tatsächlich absolut emissionsfrei auf den Schweizer Straßen unterwegs. Und dieser Vorteil hat auch die Schweizer Behörden überzeugt: Denn die Wasserstoff-Laster werden von der LSVA (Lastwagen Schwerverkehrsabgabe) befreit. Dadurch ist auch der Betrieb eines Hyundai Xcient nicht teurer als bei der Diesel Konkurrenz.
Niedrige Betriebskosten, ein emissionsfreier Antrieb und eine Mietoption ohne Risiken: Der Hyundai Xcient bringt alles mit, was man sich von einem LKW der Zukunft nur wünschen kann. Wir bei Fleet Speak hoffen, dass diese Imitative in der Schweiz auch den Weg für ähnliche Projekte in Deutschland ebnen wird.