Laut einer neuen Untersuchung des Ifo-Instituts wurde die deutsche Logistikbranche von dem zweiten Lockdown weniger hart getroffen als bisher erwartet. Zwar gab es in vielen Bereichen Rückgänge und auch das allgemeine Geschäftsklima hat sich weiter verschlechtert. Allerdings nicht so stark wie lange befürchtet. Außerdem sahen die Zahlen im Februar schon wieder etwas besser aus als noch im Januar.
Branchen unterschiedlich stark betroffen von Lockdown
Mit dem Beginn des Herbstes kam, wie bereits vorhersehbar, die zweite Corona-Welle. Als Reaktion darauf begann bereits im November wieder ein „Lockdown-Light“, also erste Einschränkungen des Geschäftslebens und des öffentlichen Lebens. Im Dezember folgte dann der harte Lockdown und das Leben wurde in Deutschland wieder drastisch eingeschränkt. Dabei konzentrierten sich die Maßnahmen, wie bereits im Frühjahr 2020, vor allem auf alle Bereiche, in denen viele Menschen zusammenkommen.
Deshalb litten unter dem Lockdown auch wieder vor allem die Branchen, die schon der erste Lockdown so hart getroffen hat. Restaurants, Clubs und Bars mussten schließen. Das Gleiche gilt für Sportvereine und die Fitnessstudios. Auch alle Events wurden bis auf weiteres abgesagt. Das schließt Sportveranstaltungen, Konzerte und andere Aktionen mit ein. Auch dem Handel wurden wieder massive Einschränkungen auferlegt.
Das führte wiederrum dazu, dass auch die verschiedenen Logistiker von den Einschränkungen unterschiedlich hart getroffen wurden. Paketzusteller und Unternehmen, die mit der Pharma-Industrie arbeiten, konnten sich sogar über hervorragende Umsätze freuen. Für Logistiker, die hauptsächlich mit Eventfirmen arbeiten, war das letzte Jahr und der erneute Lockdown allerdings ein wirtschaftlicher Alptraum. Das gleiche gilt für Firmen, die in erster Linie den Einzelhandel beliefern.
Laut dem Ifo-Institut waren die Auswirkungen des Lockdowns auf die deutsche Wirtschaft aber wohl doch nicht so schlimm wie ursprünglich angenommen. Das liegt vor allem daran, dass das Baugewerbe und alle damit verbundenen Dienstleitungen sich über eine kräftige Konjunktur freuen dürfen. Auch die Industrie musste bisher keine starken Verluste hinnehmen. Dass das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal von 2020 sogar um 0,3 Prozent zugelegt hat, ist wohl der beste Beweis für eine langsame Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Situation.
Auswirkungen für Logistikwirtschaft nicht so schlimm wie erwartet
Aufgrund der Erfahrungen mit dem ersten Corona-Lockdown, waren auch die Logistiker über die erneuten Einschränkungen zu Beginn der Krise massiv besorgt. Daher rutschte der Index für das Geschäftsklima in der deutschen Logistikbranche im Dezember in den Keller. Jetzt im Februar hat sich das Klima jedoch wieder leicht erholt. Der Geschäftsklimaindex liegt nach einem Anstieg um 1,5 Punkten jetzt bei einem Wert von 93,91.
Diese Ergebnisse stammen aus den monatlichen Erhebungen für den Logistik-Indikator in Deutschland. Diese Umfragen führ das Ifo-Institut monatlich im Auftrag des der Bundesvereinigung Logistik (BVL) für deren Konjunkturberichte durch. So berichteten die Logistiker in der letzten Umfragen zwar weiter von einem allgemein schlechten Geschäftsklima. Allerdings sei die Lage schon deutlich besser als noch im Januar. Auch wenn die Stimmung weiterhin pessimistisch sei, so würden doch mehr und mehr Unternehmen wieder positiv in die Zukunft blicken.
Allerdings darf man diesen Aufschwung auch nicht überbewerten. Denn trotz aller guten Nachrichten wurden viele Unternehmen in der Logistikbranche hart von der Corona-Krise im Allgemeinen getroffen. Deshalb sind die Zahlen im Monatsvergleich zwar positiv, im Quartalsvergleich aber leicht negativ. Denn die negativen Rückmeldungen nahmen im Vergleich zum letzten Quartal leicht zu. Auch bei der Personalplanung würden sich die Unternehmen weiter zurückhalten. Der Geschäftsklimaindex in der Logistikbranche ging deshalb um 0,6 Punkte auf 92 Punkte zurück.
Schlechte Stimmung bei Logistikanwendern im Handel
Nicht nur bei den Logistikern selbst, sondern auch bei den Anwendern der Leistungen in Handel und Wirtschaft hat sich das Geschäftsklima verschlechtert. Allerdings muss man hier die unterschiedlichen Branchen einzeln betrachten. Denn da der Lockdown so unterschiedliche Branchen unterschiedlich stark getroffen hat, sind die Rückmeldungen natürlich auch in diesem Bereich sehr unterschiedlich.
Im verarbeitenden Gewerbe, das sich über steigende Umsatzzahlen freuen kann, ist der Index nämlich gestiegen. Im ersten Quartal verbesserte sich das Geschäftsklima hier um ganze 4 Punkte. Wie bereits erwähnt, ist das aber nur die eine Seite der Medaille. Denn so ging der Geschäftsklima Index zum Beispiel im Handel, der von den Einschränkungen besonders schwer getroffen wurde, um ganze 7 Punkte zurück.
Besonders im Einzelhandel berichtet das Ifo-Institut von äußerts negativen Rückmeldungen. Die Hoffnung auf baldige Lockerungen sei eher schwach und das Geschäftsklima negativ. Das Feedback aus der Eventbranche ist ähnlich. Daher verschlechterte sich der Wert des Geschäftsklimaindikators für alle Logistikanwender im ersten Quartal von 2021 von zuletzt 103,5 auf 101,4 Punkte.
Fahrleistung fast wieder auf Vorkrisen-Niveau
Ein weiterer guter Indikator für die Performance des Logistik Sektors ist der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex. Mit diesem Index wird gemessen, wieviel mautpflichtige Lkw auf deutschen Straßen unterwegs sind. Daraus wiederrum lassen sich Schlüsse auf die Auslastung der deutschen Logistiker ziehen. Und im Vergleich zum ersten Lockdown sehen diese Daten ziemlich gut aus.
Denn Anfang April 2020, kurz nach Einführung der ersten umfassenden Beschränkungen, brach der Mautverkehr auf den deutschen Straßen um ganze 15% ein. Aktuell befindet sich die Fahrleistung jedoch fast wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Auch diese Daten zeigen also, dass der Wirtschaftssektor im Allgemeinen nicht so stark wie erwartet vom zweiten Lockdown getroffen wurde.
Auch das ifo-Instituts kommt nach der Auswertung aller gesammelten Indikatoren zu dem Schluss, dass der Industriezweig und das Bruttoinlandsprodukt im Allgemeinen zu Beginn von 2021 nur einen geringen Rückgang hinnehmen müssen. Allerdings kommt es dabei auch stark darauf an, in welcher Branche ein Unternehmen tätig ist. Der Handel wird wohl weiter mit starken Verlusten rechnen müssen, besonders im Vergleich zum Weihnachts-Quartal von 2020.
Allerdings macht der Bericht der Marktforscher auch Hoffnung. Denn das Ifo-Institut geht davon aus, dass der Tiefpunkt der deutschen Wirtschaft jetzt erreicht ist. Im Laufe des weiteren Jahres können dank einer weiter fortgeschrittenen Impfkampagne auch immer mehr Einschränkungen wieder gelockert werden. Und davon wiederum werden dann alle Logistikzweige stark profitieren.
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